Klettern an den Dentelles de Montmirail bis 6a+ – immer wieder Neues entdecken!
Auf mehrere Felsketten verteilt sind die Dentelles de Montmirail teilweise von beiden Seiten bekletterbar. Für das Klettern bis 6a+ finden sich viele schöne Linien. Grundsätzlich sind die Dentelles de Montmirail immer die Anreise wert, es ist nicht nur optisch eines meiner Lieblingsklettergebiete – ein Felsen mit Magnetcharakter.
Der erste Anblick
Achim zeigte mir in unserem ersten Kletterurlaub im Kletterführer ein Foto von den Dentelles de Montmirail, begleitet von den Worten, „da will ich hin! Da will ich hoch!“ Ich schaute und war ebenfalls verzaubert vom Anblick des Dinosaurierrückens.
Schon von weitem sind die Felsketten zu sehen und ziehen einen mit ihrem Anblick in den Bann. So ist es zu verstehen, dass sich hier neben Heerscharren von Kletterern mindestens genauso viele Wanderer einfinden.
Seit mittlerweile 15 Jahren klettere ich an den Dentelles de Montmirail und jedes Mal entdecke ich neue Sektoren und Routen. Und ich war noch lange nicht in allen Sektoren. Die tagesaktuelle Auswahl fällt jeweils nach Wind- und Wetterlage sowie nach Motivation. Und ich freue mich schon jetzt auf meinen nächsten Besuch zum Klettern an den Dentelles de Montmirail.
Die Rahmenbedingungen
Mehrere Felsriegel bilden zusammen die Dentelles de Montmirail und an den meisten kann von beiden Seiten geklettert werden. Da es jeweils eine Nord- und eine Südseite gibt, kann man sich je nach Jahreszeit und Wetter entscheiden, ob es Klettern in der Sonne oder im Schatten sein soll.
Auch der Wind ist nicht zu unterschätzen. Häufig kommt er aus Nord und gerade in den höheren Lagen muss zusätzlich auf diesen Einflussfaktor geachtet werden. Uns hat es schon aus der windgeschützten Sonne in den windigen Schatten gezogen, da braucht es schnell einen zusätzlichen Pulli. Das erleichtert die Kletterentscheidung nicht …
Eine Besonderheit der Region ist der Mistral. Selbst wenn er bläst, kann an den Dentelles de Montmirail geklettert werden: Allerdings nur auf der Südseite, denn der Mitstral kommt mehr oder weniger verlässlich aus Norden, und dort in ausgewählten Sektoren. Freundlicherweise gibt der lokale Kletterführer dazu Hinweise.
Apropos Kletterführer: Wir sind 2009 durch den Jingo Wobbly auf die Dentelles de Montmirail aufmerksam geworden, klettern aber mittlerweile mit dem deutlich ausführlicheren lokalen Kletterführer – dem „Grimpe aux Dentelles“ des Club Alpin d’Avignon et de Vaucluse. Diesem sind auch die aufgeführten Informationen entnommen.
Die Dentelles de Montmirail haben noch ordentlich Kletterpotential und jedes Mal, wenn wir vorbeischauen, sind neue Routen eingebohrt. Es lohnt sich dann, nach einer neuen Ausgabe des Kletterführers Ausschau zu halten, denn dieser wird regelmäßig aktualisiert. Gerade haben wir die lohnenswerte 3. überarbeitete und erweiterte Auflage, die im Herbst 2023 erschienen ist, erstanden.
Wer an den Dentelles de Montmirail klettert, kann sich meist über lange Routen freuen, d. h. ein 70 m Seil und 14 Exen plus Material für den Umlenker sind hilfreich.
Für die eingebohrten Routen müssen keine zusätzlichen mobilen Sicherungsmittel wie Keile und Friends müssen an den Fels geschleppt werden.
An den Dentelles die Montmirail wird schon lange geklettert. Innerhalb eines Sektors sind nach meiner Erfahrung die Bewertung der Schwierigkeiten sowie die Absicherungssituation vergleichbar.
Allerdings variieren sie von Sektor zu Sektor. Gerade der Rocher École weist eine hohe Hakendichte auf, in den älteren Sektoren sind die Haken dort gesetzt, wo sie gebraucht werden. Auch bekommt man in der Regel den Grad nicht geschenkt, wird dafür aber mit grandioser Kletterei an tollen Wänden belohnt.
Dentelles de Montmirail – ein Überblick
Das Klettern an den Dentelles de Montmirail ist in fünf Bereichen möglich:
Die vielseitige und anspruchsvolle Kletterei ist meist senkrecht oder leicht in die eine oder andere Richtung geneigt. Wer also auf der Suche nach Dächern und stark überhängenden Routen ist, sollte woanders klettern.
Eine wunderbare Vielfalt zeigt sich in der Bandbreite von leicht geneigten Platten bis hin zu Kalkwänden, die von Wasserrillen durchzogen sind.
Aktuelle Informationen zum Parken
Für das Klettern an der Chaine de Grand Travers sowie die meisten Sektoren der Chaine de Gigondas ist das Parken auf dem großen unteren Parkplatz (P0) obligatorisch. Früher war es möglich, bis zum Col du Cayron hochzufahren und dort zu parken. Das ist nicht mehr möglich.
Ältere Kletterführer weisen noch diesen Parkplatz aus – nicht nur für solche aktuellen Informationen lohnt sich die Investition in neue Kletterführerliteratur.
Der Zustieg zum Rocher école und zur Chaine de Gigondas verlängert sich um 10 bis 15 Minuten angenehmes Gehen auf einer Forststraße. Für den Rocher de Cayron war schon früher der P0 der Parkplatz der Wahl.
Chaine de Grand Travers
Als wir 2009 das erste Mal an den Dentelles de Montmirail zum Klettern gewesen sind, war unser erstes Ziel der Rocher école mit seinen gut abgesicherten Routen in gemäßigten Graden.
Ich habe gute Erinnerung an diesen Klettertag: An eine kleine Eidechse, die mir aus einem Griff entgegenkam – was erschrecke ich sie auch so? – und vor allem an die einzige andere Seilschaft am Fels.
Zwei lokale Kletterer, die, nach einem Tipp zum Klettern in der Umgebung gefragt, uns mit strahlenden Augen auf Baume Rousse und Buis-les-Baronnies aufmerksam machten. Es war unser erster Kletterurlaub und wir folgten diesem Tipp und das war der Beginn einer großen Leidenschaft für diese Kletterregion. Aber das ist eine andere Geschichte, die an anderer Stelle erzählt wird.
Für Felskletter-Einsteigende und Menschen mit Vorliebe für leichte, super abgesicherte Kletterei ist der Rocher école grandios. Das ist bekannt und so darf man sich darüber hinaus über den einen oder anderen gut polierten Griff oder Tritt freuen. Dafür ist es sicherlich gut abgeklettert.
Der Rocher der Cayron hingegen erfreut sich nicht nur an einem kürzeren Zustieg, sondern auch an wunderbar rauen Routen in den Schwierigkeiten von 4c bis 7a mit genug Futter für Kletternde bis 6a+ für zwei bis drei Tage. Die Hakenabstände sind etwas weiter, aber es sind immer Haken da, wo man sie braucht. Auch die Bewertung ist reel, also lieber von unten herantasten.
Klettern an der Chaine de Grand Travers heißt Klettern auf einer windgeschützten Südseite der Dentelles de Montmirail.
Chaine de Gigondas
An der Chaine de Gigondas kann sowohl auf der Nord- (face Nord) als auch auf der Südseite (face sud) geklettert werden. Für Kletterfreunde der gemäßigten Schwierigkeitsgrade ist genug Kletterfutter für mehrere Tage vorhanden – auf beiden Seiten. Auch einige Zwei-Seillängen sind dabei.
Hier zeigt sich, dass schon lange an den Dentelles de Montmirail geklettert wird: Die großen Klassiker wie Arête est de l‘aiguillette lagarde (5c/6a) weist gerade im Einstieg deutliche Gebrauchsspuren auf. Trotzdem, es ist eine grandiose Linie, die man sich zumindest mal angucken sollte.
Für beide Seiten geht es vom Parkplatz P0 erst einmal hoch zum Col de Cayron. Beim Zustieg erfreuen wir uns immer wieder an der grandiosen Kulisse des Felsriegels, der sich übrigens auch für einen Wandertag anbietet.
Man nähert sich der Chaine de Gigondas von Norden an und durch die offensichtliche Brèche de la Pousterle geht es auf die Südseite.
Auf beiden Seiten sind rechts und links der Brèche de la Pousterle lohnenswerte Sektoren.
Die Arête Lagarde – 5b – startet und endet auf der Südseite. Man klettert aber immer luftig an der Kante entlang und hat so Ausblick auf beide Seiten. Einer muss nachsteigen, denn ansonsten ist das Einsammeln des Materials eine echte Herausforderung. Für mich eine der schönsten Routen.
Auf der Nordseite sind die Sektoren Dièdre de Provence, Arête Lagarde und Aiguillette lagarde eine gute Wahl, um sich mit der dortigen Kletterei vertraut zu machen.
Auf der Südseite sind die Sektoren Brèche de la pousterle und Pieds nickelés für den Einstieg zu empfehlen.
Nach meinem Empfinden sind die Routen auf der sonnigen Südseite etwas rauer.
Chaine de Clapis
Das Klettern an der Chaine de Clapis ist wiederum auf der Nord- (face nord) sowie auf der Südseite (face sud) möglich. Ich bin allerdings bisher – und das mit großer Freude – nur auf der Südseite geklettert.
Hier sind einige der längeren Routen als Zwei-Seillängen eingebohrt, so dass zwar bei Bedarf mit einem 70 m Seil in einem Rutsch durchgestiegen werden kann, aber das Abseilen in zwei Etappen erfolgen muss. Natürlich ist das Klettern bis zum ersten Umlenker auch möglich.
Meine liebsten Sektoren sind Hadamard Ouest, Hadamard Est, Maryline, Vires rouges und Bleu pétrole.
Alle Sektoren erfreuen sich an langen Routen und gerade die letztgenannten sind von ungeahnter und vor allem unerwarteter Rauigkeit. Auch hier kann man problemlos mehrere Klettertage verbringen.
Infrastruktur – Wohnen, Essen und Wein
Die Dentelles de Montmirail befinden sich in illustrer Gesellschaft – die bekannten Weinorte Gigondas, Beaumes-de-Venise und Vacqueras sind gleich um die Ecke.
Gigondas zeichnet sich durch ein Altstadt mit sonnengefluteten Platz mit Ausblick aus und lädt Touristen aus aller Welt zum Verweilen ein. Allerdings ist die Zahl der Parkplätze begrenzt. Das kann man sich einmal anschauen, aber zum Übernachten lädt der Ort nicht ein.
Beaumes-de-Venise ist ein gemütlicher Ort, der alles hat, was man an Infrastruktur braucht: Einen großen Supermarkt, zwei Bäckereien, einen Schlachter, mehrere Restaurants und Bars und einen Zeitungsladen, der auch den aktuellen Kletterführer verkauft. Nach dem muss man übrigens aktiv fragen, da er nicht in der Auslage zu finden ist. Was auch immer unsere Kletterfreunde in der Vergangenheit gemacht haben, dass sie zu dieser Maßnahme greifen mussten …
Auch Unterkünfte wie kleine Hotels, Bed & Breakfasts und Ferienwohnungen sind hier im Angebot. Beaumes-de-Venise ist mein Favorit, wenn ich in direkter Nähe zu den Dentelles-de-Montmirail mein Lager aufschlagen will.
Vacqueras hat einen schönen Marktplatz mit zwei Restaurants sowie einigen Unterkunftsmöglichkeiten, zeichnet sich aber ansonsten vor allem durch seine Durchfahrtsstraße aus.
Außerhalb von Gigondas klappt es auch, Weingüter direkt zu besuchen. Häufig steht „Degustation & Vente“ auf einem Straßenschild und laden damit zum Besuch ein. Je nach Größe des Weinguts gibt es große Verkaufsräume oder man landet im Wohnzimmer der Familie. Gerade bei letzterem ist es hilfreich, ein paar Worte französisch zu sprechen. In den großen Weingütern ist meist auch jemand, der englisch spricht.
Natürlich kann man den Wein einfach im Supermarkt oder in den gemeinschaftlichen Regionalläden kaufen, aber es ist schon ein besonderes Erlebnis, direkt auf einem Weingut zu verkosten und zu kaufen.
Wein kaufen im Kletterurlaub ist immer eine gute Idee!
Klettern an den Dentelles de Montmiral – Fazit
Es lohnt sich! So einfach ist das manchmal.
Die Kombination aus toller Kletterei gepaart mit einem visuellen Fest für die Sinne und vor allem wahnsinnig großer Auswahl machen die Dentelles de Montmiral zu einem Top-Kletterziel. Und gute Wohnmöglichkeiten gibt es in der Nähe auch noch. Was will Kletterer mehr?
Auch nach diversen Klettertagen dort gibt es immer noch ungekletterte Routen und so werde ich nicht aufhören, immer wieder zurückzukehren. Die große Auswahl hat nicht nur den Vorteil, immer neues kennen zu lernen sondern auch, dass sich die Kletterer über alle Sektoren verteilen können.
Alles in allem: Mit ihren vielfältigen Routen, atemberaubenden Landschaften und der entspannten Atmosphäre sind die Dentelles des Montmirail ein wahres Paradies für Kletterer der gemäßigten Schwierigkeitsgrade.
Hardfacts für eilige Lesende
Kletterführer: Grimpe aux Dentelles 3, Oliver Gaude, Club Alpin Francais Avignon
Kletterangebot: Klettern von Ein- und Mehrseillängen an nach Norden und Süden ausgerichteten Felsen. Viele lange, gut abgesicherte Routen.
Infrastruktur: Wohnen, Einkaufen, Restaurants und Weingüter in ausreichender Zahl in der Nähe. Ein guter Ausgangspunkt ist Beaume-de-Venise.