Wein kaufen im Kletterurlaub …
… ist eine feine Sache. Einerseits kommt so ein wenig Urlaub in die Heimat, andererseits ist so ein Glas Wein zum leckeren Essen auf der Terrasse im Kletterurlaub ein Genuss. Die richtige Einkaufsmenge beim Weinkaufen im Kletterurlaub bedarf ein gutes Augenmaß:
Oft genug lagerten auf der Hinreise all unsere Reiseutensilien inklusive Kletterkram im Kofferraum und auf der Rückfahrt lag das alles auf der Rückbank – der Kofferraum hingegen war gut gefüllt mit Wein. Einige Kletterfreunde besuchen uns besonders gern, wenn wir gerade aus dem Kletterurlaub zurück sind, freuen sie sich doch auf eine gute Weinauswahl.
Das Klettergebiet als Urlaubsziel muss dafür natürlich in einer Weinregion sein oder diese muss wenigstens auf dem Weg liegen. Es soll Menschen geben, die ihren Kletterurlaub danach planen. Wir natürlich nicht. Wobei … vielleicht stehen unsere wiederholten Besuche von Buis-les-Baronnies ein ganz klitzekleines bisschen damit im Zusammenhang.
Klettern und Wein kaufen – Heimvorteil
Einige Kletterer haben Glück und wohnen in einer Weingegend wie beispielsweise in der Pfalz oder in Franken. Für sie liegt der Weineinkauf vor der Haustür und kann regelmäßig mit dem Klettertrip verbunden werden. Wir als Ith-Kletterer sind da kulinarisch benachteiligt und müssen von vergangenen Kletter-Wein-Urlauben zehren. Doch es gibt Schlimmeres, als in den Kletterurlaub zu fahren und ein Eckchen im Auto für Wein zu reservieren.
Irgendwie ist es aber nicht so leicht. Es ist eine Sache, in Franken oder in der Pfalz die an der Straße stehende Einladung zur Degustation und Einkauf des Winzers anzunehmen. Doch in fremden Ländern, die eine andere Sprache sprechen als die unsrige kann es schwerer fallen. So geht es zumindest mir. Wenn nicht die großen Boutiquen der Kooperativen oder Weinregionen genutzt werden, wo eigentlich immer jemand englisch spricht, sondern das Ziel die kleineren, familiären Winzer sind, dann wird es spannend. Sprachkenntnisse sind gefragt.
Die ersten Male habe ich mich im Kletterurlaub in Südfrankreich nicht getraut. Wir kauften unseren Wein im Supermarkt oder genannten größeren Einkaufsgelegenheiten. Mein Französisch wurde über die Jahre besser und gerne parlierte ich, wenn es sich an Fels oder beim Bäcker ergab, mit meinem Mitmenschen. Trotzdem, irgendwo einfach reinlaufen und nach einer Weinprobe fragen, das passte nicht zu meinem norddeutschen – sprich zurückhaltenden Naturell.
Wein trinken im Kletterurlaub in Südfrankreich
Dann waren wir wieder in Buis-les-Baronnies und saßen in unserem Lieblingsrestaurant. Da wir in diesem Kletterurlaub nicht das erste Mal dort saßen, kannte uns die nur französisch sprechende Madame, die seit gut 40 Jahren das Restaurant betrieb, bereits. Sie verweigerte, uns den von uns ausgewählten Wein zu bringen. Ein anderer, ein Rasteau, würde viel besser zu uns und zu unserer Menüwahl passen. Wer sind wir, dass wir Madame widersprechen.
Der Wein war ein Genuss und so beschlossen wir, also eigentlich Achim, dass wir in den nächsten Tagen unseren Kletterurlaub erweitern und bei dem Weingut vorbeifahren. Ein oder zwei Kistchen des leckeren Weins sollten käuflich erworben werden. Für Achim eine einfache Sache, sieht unser Ehevertrag doch vor, dass ich in französischsprachigen Ländern für die sprechende Organisation zuständig bin. Er übrigens in spanischsprachigen Ländern.
Handykameras gab es schon, doch es war noch zu einer Zeit als Restaurantbesucher diese Geräte in der Tasche ließen und verschämt guckten, wenn das Telefon klingelte. Wir merkten uns den Ort (Rasteau), den Namen des Weins (Cuvée Paul Emile) und das Weingut (Masson). Zurück in der Ferienwohnung wurde gegoogelt, einen richtigen Treffer gab es nicht, doch lag Rasteau auf der Strecke zum Klettergebiet des nächsten Tages.
Ein erfolgreicher Klettertag ging zu Ende und ich hoffte, Achim hätte sein Ansinnen vergessen, doch weit gefehlt.
Wein kaufen im Kletterurlaub – der erste Versuch
„Maike, ich halte gleich mal in Rasteau an. Am Ortseingang ist ein großer Weinladen. Da haben sie bestimmt den Wein von gestern aus dem Restaurant, den Madame uns empfohlen hat.“
Damit konnte ich leben, gucken ist besser als sprechen. Schnell stellte sich heraus, der Weinladen gehörte zur örtlichen Kooperative, unser Wein jedoch nicht.
„Komm Maike“, Achim lächelte mich an, „dann fahren wir zur Touri-Info.“
Die Touristen-Informationen fungieren in der Gegend gerne zusätzlich als Weinhändler für die regionalen Weine.
Achim schob mich zur Tür ein und gleich sahen wir viele Flaschen im Regal stehen, aber nicht der Cuvée Paul Emile.
Die freundlich-dreinschauende Gästebetreuerin fragte auf französisch nach unserem Begehr und ich erzählte von unserem Restaurantbesuch in Buis-les-Baronnies und dem passenden Wein, den wir nun nachkaufen wollten.
Ein schwarzes Etikett, wusste ich zu berichten, und den Namen Cuvée Paul Emile hatte ich.
Die Informationen waren für sie zu mager, aber sie fragte mich freundlich, wo wir denn Essen gewesen sind.
„Im la Fourchette in Buis-les-Baronnies“, erklärte ich ihr, mich dabei fragend, ob sie jeden Einkäufer von Weinen aus ihrer Region kennt.
„Buis-les-Baronnies kenne ich, aber das Restaurant nicht. Vielleicht hätte das helfen können.“
„Ja, schade, dann kann man wohl nichts machen“, doch dann fiel mir etwas ein.
Ich kramte die Kreditkartenabrechnung des gestrigen Tages heraus und die Dame verschwand damit ins Hinterzimmer.
„Leider ist dort niemand ans Telefon gegangen“, sagte sie als sie zurück in den Hauptraum kam. Anscheinend hatte sie versucht, Madame zu erreichen.
Das Telefon klingelte und sie entschuldigte sich, um es anzunehmen.
„Komm Achim, wir warten noch bis sie fertig ist, dann verabschieden wir uns. Sie war so nett, da mag ich nicht einfach verschwinden.“
Ich hörte einen schnellen, für mich unverständlichen Wortwechsel aus dem Hinterzimmer und hoffte, das Telefonat würde nicht zu lange dauern.
Wein kaufen im Kletterurlaub – bleibt es beim Versuch?
Als ich gerade hinüberblickte drehte sie sich um und winkte uns fröhlich zu, „warten sie kurz.“
Das Restaurant hatte zurückgerufen und wusste natürlich sofort, um welchen Wein und damit um welches Weingut es sich handelt: Bressy-Masson ist der Name, „ja, wirklich ein guter Wein“ und die Wegbeschreibung hatte sie uns schnell gegeben.
Das Weingut war damit leicht zu finden und es stand ein weiteres Auto mit französischen Kennzeichen vor der Tür.
Die Wein-Cave ist in diesem Falle ein schöner gemauerter Raum, in dem die Weine ausgestellt sind und ein Tresen für die Degustation bereitsteht. Davor stand ein mittelaltes französischen Paar und probierte gerade einen Rotwein. Hinter dem Tresen stand eine ältere Dame und schaute uns, dabei irgendetwas nuschelnd, fragend an.
Ich hatte zwar nichts verstanden, ging aber davon aus, dass sie wissen wollte, was unser Begehr ist.
„Wir haben gestern in Buis-les-Baronnies ihren Wein getrunken, den Cuvée Paul Emile und davon wollen wir jetzt eine Kiste kaufen.“
Sie erwiderte etwas, was ich nicht als französische Sprache identifizieren konnte. Auch auf meine Nachfrage hin wurde es nicht besser. Frustriert schaute ich Achim an.
In diesem Moment mischten sich die anderen Gäste, die gerade beim degustieren waren, lachend ein und erklärten mir auf Französisch, die Sprache sei provençal und das sei auch für Franzosen nur schwer zu verstehen. Sie boten sich als Vermittler an und so stand schnell eine Kiste mit dem Wein für uns auf dem Tresen.
Wein kaufen im Kletterurlaub – nicht nur ein Versuch
Ich erzählte noch von unserem Umweg über die Touristen-Information, da uns die Information über das Weingut fehlte. Die ältere Dame stutzte und erwiderte, so übersetzten die Franzosen, das Weingut hätte zwar den Grafiker gewechselt und ein neues Etikett entwickelt, aber natürlich würde das Weingut darauf stehen.
Wir schauten gemeinsam und ich muss sagen, wir hatten beide recht. Es stand nur Masson, aber nicht Bressy-Masson darauf.
Weitere Weine wollten wir sehr zur Verwunderung der älteren Dame nicht probieren. Fröhlich packten wir unsere Kiste ins Auto, verabschiedeten uns bei allen und fuhren stolz auf unseren ersten französischen Weingutbesuch davon.
Seitdem nehmen wir bei jedem Aufenthalt in der Gegend eine Kiste Cuvée Paul Emile mit und das Etikett hat sich noch einmal geändert, nun mit vollem Namen.
Epilog
Zwei, drei Jahre später, bei unserem nächsten Besuch in Buis reservierten wir wieder einen Tisch im La Fourchette und Madame gab uns unseren Lieblingstisch. Irgendwann am Abend wollte ich etwas parlieren und erzählte ihr von der Geschichte mit dem Paul Emile, dem Etikett und der Touristen-Information.
Bevor ich zu Ende kam, fing sie schallend an zu lachen.
Mich noch fragend, was an meinem französisch so lustig ist, erzählte sie uns, sie wäre sich sicher gewesen, Achim zu kennen, sie war sich aber nicht sicher, ob er beim letzten Mal die gleiche Frau dabei gehabt hätte …
Mittlerweile kann sie uns immer zuordnen und wir haben noch so einige Weine während unserer Kletterurlaube bei ihr getrunken, die jetzt auch in unserem heimischen Weinkeller zu finden sind.