Frankreich-Presles-Klettern-Bim-Bam-Boum-Achim-Brixendorf
| |

Mehrseillängen-Klettern in Presles – Einsteigerroute im Traditionsgebiet: Bim Bam Boum (5c+)

Klettern in Presles wird geprägt durch seine grandiosen Mehrseillängen, die sehr an den Verdon erinnern. Auch wenn meistens, wie in die Route BIM BAM BOUM, von unten eingestiegen werden kann. Und der Blick schweift beim Klettern in die Weite, denn Klettern in Presles ist Klettern an einem Felsriegel und nicht wie im Verdon in einer Schlucht.

Das erste Mal sind wir bei einem unserer Aufenthalte in Buis-les-Baronnies über Presles gestolpert. Wir standen an der Supermarktkasse und von dort hatten wir beim Warten einen guten Blick auf die Zeitschriften.

Nachdem vor einigen Jahren das Mehrseillängenklettern Einzug in unser Kletterleben genommen hatte, waren wir auch offen für hohe Wände. Also auch für diesen Felsriegel, der uns da entgegen lächelte. Achim ließ mich in der Schlange stehen und blätterte ein wenig in der Zeitschrift.

Achims Blick blieb an einem Titelfoto hängen. Ein faszinierender Felsriegel gepaart mit den Worten Grimper und Presles war es, was sein Auge nicht weiterziehen lies.

„Maike“, Achim kam mit leuchtenden Augen zurück zu mir in die Schlange, „die Bilder von dem Felsen sehen total schön aus. Und gerade ist ein neuer Kletterführer herausgekommen. Deswegen gibt es den Bericht.“

„Das klingt ja gut. Wo ist denn das? Und gibt es da für uns etwas zu klettern?“

„Ich schau nachher mal auf die Karte. Natürlich gibt es für uns etwas zu klettern. Es gibt immer etwas für uns zu klettern, liebste Maike“, Achim lächelte mich verschmitzt an, „doch was ich zwischen den französischen Zeilen lesen konnte, ist es vermutlich eher schwer dort. So wie im Verdon auch.“

Die ersten Informationen zum Klettern in Presles

Ich hätte es da bereits ahnen können, Weihnachten lag der Presles-Kletterführer unterm Tannenbaum. Irgendwie schafft er es immer wieder, Dinge, die für uns beide schön, die aber eigentlich er haben möchte, als Geschenke für mich zu verpacken.

Noch in Buis hatten wir im örtlichen Klettershop nach Informationen gestöbert, dort gab es keinen Kletterführer. Dafür aber große „Oh“s und „Ah“s ob der eigenen Begeisterung für das Klettergebiet.

Presles wird übrigens „Prell“ ausgesprochen, was hilfreich zu wissen ist, wenn man in einem französischen Kletterladen nach dem Kletterführer fragt …

Wir hatten beide vorher noch nicht von Presles gehört. Doch warum uns dieses Gebiet bisher nicht bekannt war, sei einmal dahin gestellt. Wir lernten jedoch schnell, dass es ein altes Traditionsgebiet ist, das gerne in einem Atemzug mit Verdon und Buox genannt wird.

Ich springe nun zeitlich für einen kurzen Moment nach vorne:

Ja, der Blick Blick vom Aussichtspunkt „Trois Château“ in Pont-en-Royans offenbart die Ähnlichkeit. Von dort aus liegt der Felsriegel von Presles in seiner ganzen Schönheit vor einem. Bei seinem Anblick juckt es sofort in den Fingern, Hand an den Fels zu legen.

Ja, der Blick Blick vom Aussichtspunkt „Trois Château“ in Pont-en-Royans offenbart die Ähnlichkeit. Von dort aus liegt der Felsriegel von Presles in seiner ganzen Schönheit vor einem. Bei seinem Anblick juckt es sofort in den Fingern, Hand an den Fels zu legen.

Frankreich-Presles-Klettern-Blick-von-quatre-chateau

Die Wanderung hoch zum Aussichtspunkt ist übrigens ein schöner After-Climb-Spaziergang.

Zurück zum Weihnachtsfest und meinem neuen Kletterführer. Wir hatten in Gesprächen über Presles schnell gelernt und der erste Blick in den Kletterführer bestätigte es. Presles ist wie viele Traditionsgebiete eher für Kletter-Haudegen, die ordentlich etwas Festhalten können geeignet, als für ambitionierte Genusskletterer wie uns.

Das soll heißen, wie der Verdon auch, ist Presles nichts für Kletter-Novizen. Vielmehr sollte man gut wissen, was man in der Wand macht und auch mindestens in mittleren Graden sicher unterwegs sein. Mehr ist natürlich immer besser und insbesondere für die Hardmover ist die Auswahl vielfältig.

Schwieriger ist es, für uns Kletterfreunde der gemäßigten Schwierigkeitsgrade etwas zu finden. Und so ereilte auch dieser Kletterführer erst einmal das Schicksal wie bereits viele andere vor ihm: Er landete in der für die Kletterliteratur reservierten Teil unserer Bibliothek.

Es kam Corona und damit bekanntermaßen viel, viel Zeit, all die herumliegenden Kletterführer intensiv zu betrachten, zu lesen und sich an die wunderbarsten Kletterecken der Welt zu träumen. Das nächste Weihnachtsfest stand vor der Tür und ich überlegte, was ich Achim schenken könnte.

Weihnachtsgeschenke für Kletterer

Herausgekommen ist eine Mehrsseillängen-Ticklist für Achim, die baldmöglichst abgearbeitet werden sollte. Viele Kletterführer zieren unsere Bibliothek und gaben mir ordentlich Input. Doch zuerst musste ich die Ansprüche an die Routen dieser Ticklist definieren:

  • ausreichend anspruchsvoll, damit sie Achim gefällt
  • eine wunderbare Linie, die ihn dadurch anspricht
  • die Linienführung ist nachvollziehbar und zumindest die Stände sind eingebohrt
  • Länge und Schwierigkeitsgrad stehen in einem guten Verhältnis zu einander
  • wir können sie zusammen klettern, das heißt, auch ich habe eine Chance, hoch zu kommen
  • Wechselführung sollte eine Option sein
  • die schwereren Seillängen sind eher im unteren Teil und nicht die letzten, damit ist im Zweifelsfall der abseilende Rückzug möglich
  • Zu- und Abstieg sind im überschaubaren Zeitrahmen und Anstrengungsbereich

Unerwartet fand ich auch im Presles-Kletterführer drei Routen, die diesen Kriterien entsprachen:

  • BIM BAM BOUM (100 m, 3 Seillängen, 4b, 4b, 5c+)
  • Avec Vue Sur La Mer (100 m, 3 Seillängen, 5b, 4b, 6a)
  • Le Buis (250 m, 9 Seillängen, 4b, kurzer Quergang, 4c, 5c, 4b, 5c, 5c, 5c, 4b)

Im letzten Jahr fiel unser Herbstbesuch in Südfrankreich aus den bekannten Gründen aus, doch in diesem Jahr schien uns das wieder gut machbar. Wie immer wollten wir die An- und Abreise mit durch Klettern aufgewertete Zwischenstopps entzerren.

Frankreich-Port-en-Royans

Nach zwei Nächten und einem Klettertag in den Südvogesen (Petit Hohneck) landeten wir in Pont-en-Royans, was nur wenige Kilometer von Presles entfernt liegt. Das Örtchen bietet im Gegensatz zu Presles etwas Infrastruktur. Beispielsweise auch Ende September noch offene Restaurants, Bars und eine Boulangerie.

Klettern in Presles – BIM BAM BOUM – es geht los

Wir hatten uns entschieden, unsere Presles-Initiation mit der BIM BAM BOUM zu beginnen. Der leichtesten, der von mir auf die Ticklist gesetzten Routen in Presles. Das schien uns ein guter Einstieg in die Kletterei vor Ort.

Nach einem leckeren Frühstück kamen wir vormittags am Parkplatz in Presles an. Es standen bereits einige Autos herum und zwei Kletterer, ein Mann und eine Frau, waren gerade dabei, sich fertig zu machen. Diese waren, wie konnte es anders sein, mit dem einzigen anderen deutschen Auto da.

Ohne Sprachbarriere kamen wir schnell ins Gespräch.

„Was wollt ihr denn machen?“, fragten sie interessiert nach einer kurzen Begrüßung.

„Ach, was Leichtes“, ich schaute die beiden an und versuchte einzuschätzen, was sie klettern können, „die BIM BAM BOUM. Und ihr?“

„Die Route ist echt schön und vor allem ein guter Einstieg in die Presles-Kletterei“, die Frau lächelte mich an, „wir wollen heute weiter hinten eine Route neben Le Buis machen.“

Vermutlich sollte uns das etwas sagen, das tat es aber nicht. Außer dass es bei mir klingelte, denn Le Buis war ebenfalls auf Achims Ticklist. Ich schaute in den Kletterführer und rechts und links von Le Buis sind nur Routen, die außerhalb unserer Klettermöglichkeit liegen.

„Ihr kennt euch hier anscheinend aus“, interessiert schaute ich in ihre Richtung, „wir sind heute das erste Mal hier.“

„Ja“, ein Lächeln erschien auf ihrem Gesicht, „wir waren schon oft hier. Und so voll wie heute haben wir den Parkplatz noch nie erlebt.“

Ich schaute mich um und fing an, zu zählen. Auf stolze sieben Autos bin ich gekommen. Und man könnte fast sagen, der Parkplatz war voll. Verwunderung machte sich in mir breit.

„Das bedeutet hier also, es ist viel los?!“

Sie lachte, verwies aber darauf, dass sich das schon gut verteilen würde. Wir plauschten noch eine Weile und es wurde noch einmal deutlich, sie haben mehr Auswahl als wir in Presles. Ich fand es sympathisch, dass sie uns in unserer Auswahl bestärkten und nicht herablassend auf uns Nicht-Schwerkletterer schauten. Nach meiner Erfahrung leider eine bei stärkeren Kletterern nicht immer vorhandene Eigenschaft.

Mir schien, sie hatten Klettern im Fokus und vor allem Schön-Klettern. Und dass sie wie wir frei nach dem Motto, „der beste Kletterer ist der, der am meisten Spaß hat“ unterwegs sind.

Bevor sie sich auf den Weg machten, erzählten sie uns noch, dass der Zustieg zur BIM BAM BOUM wirklich easy sei. Außerdem erfuhren wir etwas von angeklebten Kieseln in der Avec Vue Sur La Mer. Wenn sie denn noch da seien …

Kiesel? Angeklebt? Darunter konnten wir uns nicht wirklich etwas vorstellen.

Sie zogen nun los zu ihrer Route und wir machten uns fertig, für unseren ersten Angriff auf eine Presles-Route. Wir, Achim und ich, waren uns einig, auch nach diesem Gespräch blieben wir bei unserer Entscheidung für BIM BAM BOUM.

Klettern in Presles – BIM BAM BOUM – der Zustieg

Den Kletterführer ließen wir im Auto. Natürlich nicht, ohne einen letzten Blick hineinzuwerfen und ein Foto vom Zustieg und Topo zu machen. Doch da wir unten ein- und oben aussteigen wollten, war es unnötig, den Kletterführer mitzuschleppen.

Nach dem Lesen rechneten wir mit circa 15 Minuten Zustieg. Es ging zurück zum Tunnel und da fand sich der angekündigte Abstieg. Wir kamen wieder auf die Straße und auch hier konnten wir direkt gegenüber den beschriebenen Pfad entdecken. An der Straße angekommen sahen wir erwartungsgemäß den Pfosten mit dem Pfeil Richtung Falaises.

Frankreich-Presles-Klettern-Zustieg

Das klappt ja prima, dachten wir uns, so kann es weitergehen. Wir hatten schon so manches Mal länger für die Zustiegs- und Routenfindung benötigt, doch heute schien das Glück uns hold.

Unter Bäumen und zwischen Büschen hindurch machten wir uns weiter auf dem Weg unserem Ziel, endlich Hand an den Fels zu legen, entgegen. Schon bald trafen wir auf ihn und die erwartete Viertelstunde war mittlerweile herum.

Haken blitzten uns entgegen und wir lächelten uns an. Gleich geht es los, das dachten wir wohl beide in diesem Moment.

„Achim, siehst du irgendwo den Namen am Fels“, fragte ich meinen vor mir stehenden Kletterpartner.

„Nein, hier steht nichts“, Achim drehte sich zu mir um, „sollte der denn am Fels stehen?“

„Ich bin mir sehr sicher, dass ich das irgendwo gelesen habe“, ich schaute mir noch einmal das Topo-Foto auf meinem Handy an, „hier ist dazu aber nichts zu erkennen.“

Die BIM BAM BOUM ist die Route am weitesten links in diesem Sektor, das meinten wir auf dem Topo zu erkennen. Wir schauten uns den Routenverlauf an. Der Einstieg sah gemäßigt aus, das könnte durchaus 4b sein, doch die zweite Seillänge …

„Also, die zweite Seillänge sieht mir keinesfalls nach 4b aus“, ich schaute Achim tief in die Augen, „was meinst du?“

Der Zustieg – Teil 2

Wir waren uns einig, dass dies nicht die gesuchte Route sein kann und beschlossen, weiter links und rechts nach BIM BAM BOUM zu schauen. Achim ging am Felsen nach links und ich nach rechts. Er war schnell verschwunden und ich fand zwar noch ein paar Routen, aber nichts sah mir nach unserer Route, der BIM BAM BOUM, aus.

Was tun? Ich schaute mir noch einmal die Zustiegsbeschreibung an. Wir waren richtig gelaufen. Dann blickte ich noch einmal auf das Topo. Das war aus einem komischen Winkel fotografiert und eine Straßenkurve war zu sehen. Doch wir waren weit weg von der Straße.

Da ich eh gerade das Handy in der Hand hatte, googelte ich nach unserer Route. Einige wenige fremdsprachliche Treffer fand ich. Die eine, auf Französisch, interpretierte ich so, dass die Zustiegsbeschreibung im Kletterführer nichts mit der Realität gemein hätte.

Aha.

Doch ich fand mehrere Fotos mit dem Routennamen auf dem Felsen. Das war immerhin eine hilfreiche Information.

So gestärkt an Infos machte ich mich auf die Suche nach Achim und fand ihn am Felsfuß langlaufend auch bald. Er hatte eine Route gefunden, die er für kletterbar hielt.

„Achim, wir steigen hier in keine Route ein, von der wir nicht wissen, ob das die BIM BAM BOUM ist!“

„Das könnte sie aber sein …“, ich unterbrach ihn, bevor er auf komische Gedanken kam.

„Nein, das ist sie nicht, da ist der Name daran geschrieben, das habe ich auf Fotos gesehen.“

Zum wiederholten Male schauten wir gemeinsam auf das Topo.

„Ich frage mich, welche Straßenkurve das ist“, ich schaute Achim an und es war klar, er hatte auch keine Idee, „es soll wohl nichts werden mit uns und Klettern in Presles …“

Enttäuscht, aber noch nicht aufgebend überlegte ich, wie beziehungsweise wo wir weiter nach dem Objekt unserer Begierde suchen sollten.

„Komm, wir gehen zurück zur Straße und schauen, dass wir diese Kurve finden. Da ist ein Schild auf dem Bild zu sehen, daran erkennen wir sie“, ich schaute, sah Achim erst überlegen und dann nicken.

Über Stock und Stein, unter Bäumen und Büschen, bergauf und bergab – irgendwann kamen wir wieder zur Straße fanden sofort die Kurve und keine 10 Meter dahinter die BIM BAM BOUM.

Nachdem wir beide den französischen Kletterführer und seine wirren Zustiegsbeschreibung ausreichend verflucht hatten, waren wir wieder in Kletterstimmung.

Frankreich-Presles-Klettern-Einstieg-Bim-Bam-Boum-mit-blauem-Pfeil

„Wenn man erst einmal weiß, wo man suchen muss, dann ist der Zustieg wirklich easy“, ich schaute mich um, „und dauert sicherlich noch nicht einmal 15 Minuten, wenn man direkt herkommt.“

Wir hatten vermutlich schon die erste Stunde hinter uns gebracht …

Aber nun waren wir endlich da und der Routenname leuchtete uns vom Fels entgegen.

Klettern in Presles – Bim Bam Boum – es geht los …

Drei Seillängen und die letzte soll die schwerste sein. Damit bekam Achim die Ehre der ersten (sowie natürlich der letzten) Seillänge. Fröhlich stieg er ein.

Von unten sah es nach gemütlichem Steigen aus, als wenn es wirklich 4b sein könnte. Schon bald hörte ich das vertraute Seilkommando, „Stand“ und ich gab das Seil frei.

Ich glaube, ich kletterte genauso gemütlich hinterher wie es bei Achim ausgesehen hatte. So fühlt sich Klettern in Presles an. Und nach einer kurzen Verschnaufpause am Stand, bei dem wir unsere Blicke in die Weite schweifen ließen, stieg ich in die zweite Seillänge ein.

Frankreich-Presles-Klettern-Bim-Bam-Boum

Diese zweite Seillänge war der ersten vom Anspruch sehr ähnlich. Eingängiges, gemütliches Klettern und trotzdem immer ein wenig schauen, wie kann es weiter nach oben gehen.

Die Hakenabstände wurden nach oben hin etwas weiter, aber alles in allem für mich an den richtigen Stellen kam immer wieder ein blitzendes Etwas in meine Griffweite.

Frankreich-Presles-Klettern-Ausblick-beim-Klettern-der-Bim-Bam-Boum

Nur zwischen letztem Haken und Standplatz, da hätte ich mir noch einen zusätzlichen Haken gewünscht.

Gefühlt, wie so oft in Frankreich, findet sich die Schlüsselstelle einer Route oder eine Seillänge immer zwischen letzten Haken und Stand.

So auch hier, doch im Endeffekt brauchte es nur ein beherztes Aufstehen und dann war die Aufregung vorbei.

Achim kam hinterher und schon bald hatte ich ihn im Blick. Ich überlegte beim Hinunterschauen. Zwar steigt man in Presles von unten ein, doch einmal in der Route krabbelt die saugende Tiefe wie im Verdon zu einem auf.

Als Achim den von mir insgeheim als Schlüsselstelle bezeichneten Zug hinter sich hatte, grinste er mich an, „Respekt!“

Er kennt mich gut genug und wusste, dass mich dieser Zug, einiges an Mut gekostet hatte. Ehrlicherweise war Abklettern zum letzten Haken auch einfach keine Option mehr gewesen …

Wieder schauten wir uns um und vor allem schauten wir, nachdem wir die unendliche Tiefe und Weite genossen hatten, uns den weiteren Routenverlauf an.

Frankreich-Presles-Klettern-Maike-am-Gipfel

Die Avec Vue Sur La Mer verläuft ein paar Meter nebenan. Ich schaute nach oben, und fing an zu lachen. Achim folgte meinem Blick und stimmte mit ein.

„Ok, das hat der Karlsruher mit angeklebten Kieseln gemeint.“

Mehrere „Kiesel“ mit 20 cm Durchmesser zierten den oberen Teil eines Überhangs und lieferten damit ordentliche Griffe, um diesen zu bezwingen.

„Ich konnte mir unter seiner Aussage zwar nichts Vorstellen, doch so etwas habe ich nicht erwartet.“

Die letzte Seillänge war tatsächlich anspruchsvoller als die beiden davor. Es kam ein kleiner Quergang und dann ging es steil unter Zuhilfenahme eines schönen Risses hoch. Grandiose Kletterei, die sich wunderbar auflöste.

Oben angekommen folgte unsere Wir-haben-die-Route-geschafft-Routine. Danach wechselten wir die Schuhe und sortierten das Material. Nun war es soweit, wir gratulierten uns gegenseitig zur ersten absolvierten Presles-Route. Zur Feier gab es etwas Baguette und Wasser.

Frankreich-Presles-Klettern-Brixendorfs-am-Gipfel

Beim Ankommen hatte ich schon den ausgetretenen Pfad nach links entdeckt und den etwas weniger deutlichen nach rechts. Doch das hatte ich im französischen Report über die Route verstanden.

„Achim, ich habe vorhin gelesen, wir sollen oben auf jeden Fall nach rechts gehen, auch wenn es links besser aussieht.“

„Dann vertrauen wir mal deinen Französisch-Kenntnissen.“

Es ging nach rechts, ein wenig über Stock und Stein und doch war immer ein Pfad sichtbar. Schon bald trafen wir auf einen größeren Weg und folgten diesem dann nach links, in die Richtung, in der wir unser Auto vermuteten und auch fanden.

Fazit

Das Kletter-Ambiente ist atemberaubend, keine Frage. Doch auf den verkorksten Zustieg hätte ich verzichten können. Ich bin ganz froh, mir die Presles-Kletterei einmal angeschaut zu haben.

Wir kommen sicherlich wieder, um die Ticklist weiter abzuarbeiten. Allerdings sind wir uns nicht sicher, ob die Avec Vue Sur La Mer darauf bleibt, die aufgeklebten Kiesel sind schon irgendwie schräg. Auch wenn ich verstehe, dass damit die Route im vernünftigen Gesamtgrad kletterbar sein soll.

Vom Ort her fällt Presles zu La Palud, das uns auch in der Nebensaison herzlich empfangen hat, für mich ab. Nachdem ich vom tollen Klettererflair in Presles gehört hatte, habe ich mehr erwartet und geliefert wurde: Nichts.

Das Restaurant war geschlossen, die Auberge ebenfalls und im Ort war niemand zu sehen. Die einzigen anderen waren die beiden Deutschen auf dem Parkplatz, der angeblich deutlich voller war als sonst.

Aber wir waren zum Klettern dort und das passte!

Hardfacts für eilige Leser

Kletterführer: Escalades à Presles, Dominique Duhaut, Promo Grimpe – Édition 2019

Seillängen: 4b, 4b, 5c+ – insgesamt rund 100 Klettermeter

Material: Wir sind mit 50 m Doppelseilen geklettert, da aber kein Abseilen ansteht, kann auch gut mit dem Einfachseil geklettert werden. Routen sind ausreichend gesichert.

Zustieg: Vertraut NICHT dem Kletterführer, die Informationen gelten NICHT für BIM BAM BOUM. Zuerst geht ihr, wie tatsächlich beschrieben, zurück Richtung Tunnel und kurz davor führt ein Pfad hinunter und man trifft unten wieder auf die Straße. Nun dreht ihr euch nach links und geht bis zur Kurve. Am äußeren Scheitelpunkt angekommen wendet ihr euch Richtung Wand und circa 10 Meter vor Euch ist der Einstieg der BIM BAM BOUM. Der Name ist am Felsfuß vermerkt.

Abstieg: nach rechts gehen, auch wenn es links viel ausgetretener aussieht

Wo wohnen: Wir haben uns ein Zimmer in Pont-en-Royans genommen, da hier Ende September noch etwas touristische Infrastruktur wie Restaurants und Boulangerie vorzufinden war.

Ähnliche Beiträge