Klettern auf Teneriffa bis 6a+ – Sonne, Meer und gutes Essen
Klettern auf Teneriffa, das ist die Verbindung von Erreichbarkeit, gutem Wetter und leckerem Essen mit wunderbarer Kletterei in grandioser Landschaft. Lange Zeit galt Teneriffa als anspruchsvolles Klettergebiet. Inzwischen gibt es aber auch für Kletterurlauber der gemäßigten Grade genügend lohnende Routen.
Die Kombination aus ganzjährig angenehmem Klima, tollen Restaurants und Bademöglichkeiten macht Teneriffa zu einem meiner Lieblingskletterziele.
Das Klettern auf Teneriffa entwickelt sich ständig weiter und es kommen immer mehr schöne Routen hinzu. Manchmal sind es neue Gebiete, manchmal Nacherschließungen.
Aber zuerst die wichtigste Frage:
Klettern auf Teneriffa bis 6a+ – ist das möglich?
Auch wenn mir Teneriffa als Kletterdestination gefällt, ist die Antwort ist ein klares JEIN.
JA, weil es durchaus ein Angebot und damit eine Auswahl in diesem Schwierigkeitsbereich gibt – sowohl Sportkletter- als auch Tradrouten.
NEIN, weil sich diese Auswahl sich vor allem auf Routen im Schwierigkeitsbereich 5c – 6a+ bezieht. Leichtere Routen sind kaum zu finden.
Konkret heißt das: Du musst 6a+ sicher vorsteigen können oder zumindest eine Person aus deiner Seilschaft oder Klettergruppe. Und du musst bereit sein, dich in einer 5c warm zu klettern.
Ein klassisches Anfängergebiet ist Teneriffa nicht.
Die Bewertungen auf Teneriffa
Die Bewertungen auf Teneriffa sind eher als anspruchsvoll zu bezeichnen. Sie sind nicht vergleichbar mit Kalymnos oder anderen touristischen Klettergebieten.
Hinzu kommt, dass die einheimischen Kletterer dazu neigen, die Routen nach einigen Jahren abzuwerten. Sie erscheinen ihnen durch viele Wiederholungen eingängiger und leichter.
Bei einer Onsight-Begehung, wie sie für uns Kletterurlauber in der Regel üblich ist, sind die Bewegungsabläufe jedoch noch nicht eingeschliffen. Eine inzwischen abgewertete Route kann sich daher schwerer anfühlen. Und leider weiß man nicht, welche zwischenzeitlich abgewertet wurde.
Besonderheiten auf Teneriffa
Viele Klettergebiete liegen in Barrancos. Das sind mittlerweile ausgetrocknete Flussläufe. Diese zeichnen sich durch interessante Einstiege aus, da das Wasser in in 100, 1.000, 10.000 oder noch mehr Jahren die unteren Felsmeter liebevoll rund geschliffen hat.
So ist die Schlüsselstelle oft der Einstieg. Ganz anders als in Südfrankreich, wo sich die Schlüsselstelle – meiner Erfahrung nach – gerne zwischen letztem Haken und Umlenker versteckt.
Aber wenn diese Rahmenbedingungen für dich passen, dann ist Teneriffa wirklich ein tolles Kletterurlaubsziel. Die Kombination aus schöner Kletterei in einer oft verwunschenen Umgebung mit einer tollen Atmosphäre ist großartig. Das Baden im Anschluss ist sicherlich ein echter Pluspunkt und wer die kanarische Küche mag …
Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.
Kletterführer, Material und Einkaufsmöglichkeiten vor Ort
Es lohnt sich, den Kletterführer „Tenerife Escalada deportiva“ in der aktuellen Auflage vorab zu besorgen. Für mich beginnt die Vorfreude auf den Kletterurlaub beginnt bereits beim Lesen.
Die meisten Informationen habe ich diesem Führer entnommen. Wo nicht, verweise ich auf die Quelle.
Natürlich ist der Kletterführer ist auch im Roxtore, dem Klettershop in Arico erhältlich. Sollte er ausverkauft sein, fragt dort nach einem Leihexemplar.
Der Roxtore unterstützt die lokalen Erschließer mit Bohrhaken. Im Laden steht eine Bolt-Fund-Box und für jedes verkaufte T-Shirts werden Haken gespendet. Ich finde, das ist schon ein guter Grund, dort vorbeizuschauen.
Wir klettern immer mit einem 70-Meter-Seil, weil das unser Felsseil ist. Für die meisten Routen reicht wahrscheinlich ein 60-Meter-Seil. 12 Exen sind auch für die längeren Routen ausreichend.
Wer nicht vorhat, Tradrouten zu klettern, kann Keile und Friends getrost zu Hause lassen. Die eingerichteten Sportkletterrouten sind ausreichend abgesichert.
Wer etwas vergessen hat oder Nachschub braucht, kann zum Roxtore, dem Klettershop in Arico, fahren. Dort gibt es alles, was das Klettererherz begehrt.
Klettern auf Teneriffa bis 6a+ – ein Überblick
Auf Teneriffa befinden sich die meisten Klettergebiete auf der Südseite der Insel, von daher bietet es sich an, sich eine Unterkunft im Süden zu suchen. Ein Mietwagen ist für die Anreise zu den meisten Felsen obligatorisch.
Arico und El Rio sind die großen und “alten” Klettergebiete, für die Teneriffa als Kletterdestination ursprünglich bekannt wurde. Die Canada del Capricho, das älteste Klettergebiet der Insel, liegt am Fuße des Teide und hat seinen ganz eigenen Charme.
Daneben gibt es viele kleinere Gebiete, die unbedingt einen Besuch lohnen. Noch immer gibt es auf der Insel deutlich mehr Routen, die schwerer als 6a+ sind, als leichtere Routen.
Teneriffa ist ein Kletterziel für die kühlen bzw. kalten Monate. Durch die Lage in Barrancos gibt es häufig eine Sonne- und eine Schattenseite. So kann nach eigenen Vorliegen geklettert werden. Der Wind darf auf Teneriffa nicht unterschätzt werden.
Auch im Winter kann es passieren, dass man entweder in der Sonne verbrennt oder im Schatten friert. Also einfach eine Jacke mitnehmen. Klettern kann man aber immer.
Zu guter Letzt sage ich noch etwas zu Klettergebieten, die nach der Papierlage interessant aussehen, doch mich nicht ansprechen. Natürlich führe ich aus, warum das so ist. Geschmäcker sind bekanntlich verschieden.
Die Klettergebiete …
Klettern auf Teneriffa – El Poris
El Poris ist bei Boulderern bekannt. Folgt man einfach den Barranco etwas weiter, dann sieht man erst rechts und später auch links Haken in der Wand blitzen.
Ok, es ist wieder so etwas wie betreutes Bouldern. Aber es sind schöne Routen zu finden! Und in El Poris ist oft Klettern möglich, wenn das Wetter in den bekannten Klettergebieten nicht mitspielt. El Poris liegt weiter im Süden, dichter an der Küste und bekommt dadurch weniger Regenwolken ab.
Mittlerweile hat sich das herumgesprochen, so dass du hier eigentlich nie allein bist.
Der Barranco ist recht breit und eben, was Klettergruppen, die Kinder dabeihaben, ebenfalls zu schätzen wissen.
El Poris – Topo
Auch hier waren wir das erste Mal mit handgezeichneten Informationen, doch mittlerweile finden sich Foto-Topos auf thecrag.
El Poris – Routensituation
Zahlreiche kurze, knackige Routen zieren beide Seiten des Barrancos, davon viele Sportkletterrouten. Einige davon sind im Bereich bis 6a+, so dass für einen Tag genug zum Klettern da ist.
Trotz der Kürze schaffen es einige Routen sehr vielfältig zu sein. Es gibt Platten und Verschneidungen, manchmal muss man hoch antreten oder sich einfach gut festhalten. Sie machen es einem leicht, ihnen zu verzeihen, dass sie nicht weiter gewachsen sind.
Beim Klettern der hinteren Routen sollte man nicht erschrecken, da kommen wir Kletterer den Windmühlen sehr nah und sie kündigen das mit einem lauten wusch-wusch-wusch an. Dafür sind sie etwas länger als die vorderen Routen.
El Poris – Parkplatzsituation und Zustieg
Parkplätze sind in ausreichender Zahl vorhanden.
Danach einfach durch den Boulderbereich gehen, eine kleine Felsstufe bezwingen und weiterlaufen bis die ersten Haken auftauchen.
Wer sich die Felsstufe sparen will, der hält sich vom Parkplatz etwas rechts, quert durch den alten Flußlauf und kommt dann ebenfalls im Barranco an.
El Poris – Fazit
Das Ambiente ist wieder so mittelprächtig, aber das Klettern steht im Vordergrund. Wer kurze Routen mag oder den Klettertag mit Bouldern kombinieren will, ist hier sicherlich an der richtigen Stelle.
Und das wichtigste, hier kann – wie in Callao – das Wetter einfach anders sein als in den höheren Lagen.
Weitere Gebiete, die von der Papierlage interessant sind, aber sich mir nicht wirklich erschlossen haben sind:
Klettern – El Hoyo
Das Klettergebiet El Hoyo liegt in einem Kessel. Man kann sich hinein abseilen oder alternativ eine Art Klettersteig nutzen. Der muss auch zum wieder herauskommen benutzt werden.
Wichtig: Menschen, die kleiner sind als 1,65 Meter (oder einen stark negativen Ape-Index) haben es eventuell schwer, den Einstieg des Klettersteigs zu meistern. Also am Ende des Klettertages, wenn es wieder zurück Richtung Auto gehen soll.
Insgesamt eher schwer, eher speckig und eher alte Haken.
Sowohl die für uns unattraktive Routenauswahl als auch die unbefriedigende Zustiegssituation (der Klettersteig ist für Große deutlich einfacher) haben uns ein x in den Kletterführer setzen lassen. Wir stehen euch nicht im Weg herum, wenn ihr dort klettern wollt.
Klettern – La Fuente
La Fuente ist ebenfalls ein Klettergebiet, das nach Papierlage ganz interessant aussieht. Im Kletterführer wird schon auf das lose Gestein im Zustieg verwiesen und genau das ist auch das, was uns letztendlich abgehalten hat.
Es war ein sehr windiger Tag und wir dachten, in La Fuente müssten wir vor dem Wind geschützt sein.
Vom Parkplatz aus geht es recht entspannt runter ins alte Flussbett. Den Abzweiger hoch zu den Felsen zu finden, ist nicht so leicht. Wenn man links oben Routen erkennt, dann muss gut Ausschau nach einem Trampelpfad gehalten werden. Man ist so rund 40 Meter unterhalb der Felsen und muss sich, um zum Einstieg zu gelangen, auf losem Gestein zwischen stacheligen Kakteen relativ steil emporarbeiten.
Hochmotiviert gingen wir das Meter für Meter an. Immer wieder rutschten wir weg, aber ließen uns davon nicht erschüttern. Doch nahm dann der Wind immer mehr zu, bis wir die Entscheidung trafen, den strategischen Rückzug anzutreten.
Auf losem Gestein auf einem steilen Weg herunterzurutschen ist ebenfalls kein Spaß. Wir haben La Fuente von unserer Auswahlliste gestrichen. Aber ob das Klettern dort lohnenswert ist kann ich nicht sagen.
Das Drumherum
Ob Ferienwohnung, Hotel oder Climbing Lodge – das ist letztentdlich Geschmackssache. Und auch die Ansprüche an die Lage sind unterschiedlich.
Ich mag es, in einer Ferienwohnung in El Médano zu wohnen, denn dort gibt es alles für den täglichen Bedarf: Restaurants, Supermärkte, Bäcker, Bars …
Und natürlich kann man dort auch Baden. Das Meer ist direkt vor der Haustür, ein schöner Strand ist inklusive.
El Médano ist eine gewachsene Stadt mit touristischer Infrastruktur. Einige wenige Hotels und Hostels sind dort, aber vor allem sind Ferienwohnungen im Angebot. Es ist ein Ort, in dem auch viele Spanier Urlaub machen.
Auf jeden Fall bietet es sich an, in der Nähe der Autobahn zu wohnen, denn die wird bei der Anreise zu den Felsen immer gebraucht. Die höher gelegene Parallelstraße sieht zwar auf der Karte gut aus, aber durch ihre liebevollen Kurven zieht es sich ganz schön. Es ist also kein Vorteil in den Bergen zu wohnen. Es sei denn, man möchte immer in das nächstgelegene Klettergebiet.
Es gibt viele Restaurants, in denen man gut Essen kann. Aber ich habe einen eindeutigen Favoriten:
Die Tasca Tierras del Sur von Astrid und Victor in Granadilla. Auch von El Médano aus, ist die Tasca gut zu erreichen. Einfach mit dem Bus hoch zum Busbahnhof in Granadilla fahren und dann sind es noch zwei Minuten zu Fuß. Zurück fahren die Busse etwas seltener, aber Victor organisiert auch gerne eine Taxi für die Rückfahrt.
Klettern auf Teneriffa – Fazit
Mir ist die Insel und die Kletterei dort ans Herz gewachsen. Und für mich ist sie ein kleiner hidden Champion, denn ihr ganzer Charme entfaltet sich erst nach und nach.
Die ungewohnte Kletterei verlangte mir am Anfang einiges ab, doch wir – die Felsstruktur und ich – näherten uns gegenseitig an und sind Freund geworden. Climbing is a dance – Yeah!
Um es kurz zu machen: ich komme wieder!