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Winterklettern an den Dögeroder Klippen – irgendwas geht immer

Dieses Jahr ist alles anders. Nicht nur unser Kletterurlaub in Südfrankreich musste Klettern in der Pfalz und in Arco weichen, nein, wir lernen auch die norddeutschen Kletterfelsen von einer ganz neuen Seite kennen. Oder besser gesagt, wir lernen ganz neue norddeutsche Kletterfelsen kennen. Gestern waren wir erstmalig zum Klettern an den Dögeroder Klippen am Kahlberg.

Von unserem Abenteuer im Sommer am Sösestausee habe ich bereits berichtet, aber der Norden hat noch mehr Perlen zu bieten.

Und jetzt ist Winter, es ist kalt und ich habe es in diesen Zeiten aufgegeben, darauf zu bestehen, nur bei zweistelligen Temperaturen an den Fels zu fahren und, „nein, Achim, 4,5 Grad ist nicht zweitstellig.“

Bei den aktuell winterlichen Temperaturen sind kurze Routen ideal. Es ist weniger Zeit, um komplett auszukühlen und die Wechsel zwischen Klettern und Sichern sind schneller.

Vor kurzem sind wir bei 8 Grad an den Andreasstein in der Hessischen Schweiz gefahren, auch so ein Fels, der eigentlich nicht auf dem Schirm ist. Es war ein sonniger Tag und er konnte all seine Vorzüge, Südausrichtung und freie Sicht auf die Sonne, ausspielen und wir verbrachten einen wunderbaren Klettertag an dem Fels mit den meisten V+en südlich des Mittellandkanals.

Gestern war es wieder soweit. Es waren 3 Grad und Achim schaute sich die Wetterkarte an. Er meinte, wir müssten uns Richtung Südosten orientieren, um uns trockenen Fußes in der Natur zu bewegen. Ein Blick auf die Übersichtskarte des Kletterführers Hoch im Norden legte uns die Dögeroder Klippen ans Herz. Der Kahlberg ist das südöstlichste, was der Kletterführer im Angebot hat.

Dögeroder Klippen? Kahlberg? Dort Klettern?

Ja, so fragend sah mein Gesicht auch aus. Noch nie davon gehört und ich habe den Kletterführer Hoch im Norden häufig durchgeblättert. Auch kein norddeutscher Kletterfreund erwähnte bisher dieses Kleinod.

Die Felshöhe liegt zwischen 8 und 15 Meter und damit sind die Felsen zum Klettern im Winter bestens geeignet. In den unteren und mittleren Graden ist einiges zu finden und ab und an steckt ein Haken und manchmal auch ein Umlenker in der Wand.

Die Ansprüche sind in diesen Zeiten gering und so hörte ich Achim erwartungsgemäß sagen, „komm, da fahren wir hin.“

Klettern an den Dögeroder Klippen  – wir kommen!

Handschuhe und Mütze wanderten zur obligatorischen Thermoskanne Kaffee in den Rucksack und die dicksten Klamotten, die noch Kletterbewegungen zulassen, wurden angezogen. Daunenjacke als letzte wärmende Außenschicht, wenn wir nicht klettern, darüber. Das erste Mal seit langem bemühten wir das Hallenseil, bei einer Felshöhe von maximal 15 Metern muss das 70 Meter-Fels-Seil nicht durch die Gegend geschleppt werden.

Als wir in Hannover starteten, waren die Straßen noch regennass, doch Achim blieb optimistisch, „Maike, der Wetterbericht sagt, es bleibt heute dort trocken.“

Die Straßen von Dögerode waren gesäumt von freundlich-interessiert schauenden Einheimischen und schon bald fanden wir den Parkplatz vor dem Durchfahrt Verboten-Schild.

Beim Aussteigen schaute ich mich um, „was für ein Wetter, hier ist alles trocken, du siehst mich verwundert.“
Mütze auf, Handschuhe an und es ging los Richtung Ehrendenkmal. Die kleinen, schmucken Felsen stehen wie eine Perlenkette am Hang des Kahlberg und wir planten, das Feld von links nach rechts aufzurollen.

Es geht los

Wir wurden mit Chalkflecken an ersten kleinen Klippe begrüßt. Wir schienen nicht die ersten Kletterer an den Dögeroder Klippen zu sein. Am linken Ende befindet sich die Westliche Klippenreihe und mit dem Pfeiler ist dort eine mit zwei Haken gesicherte V+, die Achim sofort begeistert in Augenschein nahm.

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„Ich wärme mich erst einmal mit einem Kaffee auf und dann darfst du losklettern“, ich holte die Thermoskanne aus dem Rucksack.
 Achim nahm gerne das wärmende Angebot an und begutachtete weiterhin die Route.

Dann war es soweit. Mittlerweile waren es 4 Grad und Achim stieg in die erste Route ein. Er kämpfte sich, immer wieder die Hände an der Hose reibend, zum Umlenker hoch, „was für ein toller Fels.“

Ich war dran. Einbinden, Schuhe und Socken ausziehen, um die Kletterschuhe anzuziehen und in letzter Sekunde vor dem Einstieg die Daunenjacke ausziehen. Das ist die normale Winterreihenfolge. Gestern zog ich die Schuhe aus und schaute meine Kletterschlappen an. Es waren meine ältesten und damit gemütlichsten.

Bei diesem Wetter will ich keine Schwierigkeitsrekorde brechen sondern nur gemütlich klettern. Ich schaute noch einmal genauer und entschied erstmalig in meiner Klettergeschichte, ich behalte die dicken Socken an und siehe da, die alten Schlappen waren dafür groß genug.

Gut und warm beschuht bin ich die Route nachgestiegen und schnell konnte ich Achims Begeisterung für die Felsstruktur teilen. Aber meine Hände schrien, „wärme mich, es ist so bitterkalt!“

Achim kletterte noch Take it harder, eine Sternchenroute,  doch mir war VI+ für die Temperatur zu anspruchsvoll.

„Achim, lass uns nach leichten Routen schauen, bei den Temperaturen will ich Henkel und nicht kleine Leistchen.“

Die Perlenkette geht weiter

Wir schauten uns alles an, was leichter war und einen Umlenker hatte und landeten kurze Zeit später an der imposanten Irrtumsklippe mit seinem 20-Uhr-Weg, einer wunderschönen cleanen IV.

Achim stieg vor und schon bald hörte ich ihn fragen, „Maike, ist das wirklich ein IV?“
Ich bestätigte das.
„Wunderschöne Bewegungen für eine Route im vierten Grad!“
Schnell stieg ich ein und konnte das bestätigen.

Beim Ablassen ging es über einen Miniabsatz und gerade hatte ich die Füße oben abgestellt, da gab Achim ordentlich Seil, „ups, vorsichtig, ich hänge hier gleich kopfüber.“
„Maike, du bist erwachsen, so schnell hängst du nicht kopfüber.“

Wer weiß? Gemeinsam entschieden wir, uns die etwas schwereren, trotzdem interessant aussehenden cleanen Routen für einen wärmeren Tag aufzuheben.

Auch wenn an kalten Tagen kurze Routen vorteilhaft sind, der Schädel mit seiner lichten Höhe von circa 8 Metern war uns dann nachdem wir ihn lange gesucht hatten doch zu kurz. Wir entschieden, die umlenkerfreie Bullaugenwand auszulassen und machten uns auf die Suche nach dem Breiten Riff.

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Klettern an den Dögeroder Klippen – Endspurt

Seitdem der Kletterführer erschienen ist, hatte sich einiges verändert. Wir fanden den Forstweg und auch die nächsten Felsen der Perlenkette, dekorativ mit einem Hochsitz obendrauf versehen. Einzig zwischen uns und dem Objekt unserer Begierde waren etwa 196.347 junge Buchen. Achim machte sich auf die Suche, trotzdem zum Kletterglück zu kommen. Schnell hatte ich ein Suchbild mit zwei meiner Liebsten vor Augen – Achim und Kletterfelsen.

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Wir ließen uns nicht abschrecken und standen kurze Zeit später vor dem Pfriemelriss und dem Riss rechts. Zwei Mal V-, die sich den Umlenker teilen. Auf den ersten Blick erschloss sich nicht, das es zwei Routen sind.

„Das ist mal definiert hier“, ich versuchte mir vorzustellen, wie und wo sich die Routen unterschieden.Wir kletterten sie und beide sind wunderschön, doch obwohl direkt nebeneinander und ein bisschen ineinander verwoben, sehr heterogen. Das Sternchen hat der Pfriemelriss ganz sicher verdient.

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Klettertage im Winter sind kurze Tage. Versöhnt mit den unerwarteten Klettererfolgen packten wir unser Klettergerümpel zusammen, tranken noch einen Kaffee, schauten die Felsen an und freuten uns auf das warme Auto.

Klettern an den Dögeroder Klippen – mein Fazit

Tolle Felsqualität und wenn sie noch wachsen würden, dann wäre Potential für eine Klettererkneipe, um die Menschenmassen zu beglücken, so reizvoll ist das Ambiente. Wir kommen auf jeden Fall an einem  Sommertag mit massig Keilen und Friends im Gepäck wieder.

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