Klettern im Burgund – Riesenauswahl: Cormot bei Nolay bis 6a+
Wer zum Klettern ins Burgund nach Nolay fährt, kommt auf dem Weg nach Cormot zunächst an der örtlichen Weinhandlung vorbei und gelangt dann in die historische Altstadt. Wer sich genau umschaut, sieht schon die allgegenwärtigen Klettermöglichkeiten von Cormot.
Bei unserem ersten Besuch in Cormot hatten wir einen ausgefüllten Klettertag. Aber die Auswahl an Routen in moderaten Schwierigkeitsgraden bis 6a+ versteckte sich so gut vor uns, dass wir zunächst nicht an einen zweiten Kletterausflug nach Cormot dachten.
Letztes Jahr wollten wir eigentlich nach Finale, aber nach einigen Klettertagen in Österreich haben wir uns wegen der schlechten Wettervorhersage umentschieden. Wie so oft hatten wir das Auto voll mit Kletterführern für genau diese Situation. Also breiteten wir die Kletterführer vor uns aus und schauten gleichzeitig auf den Wetterbericht. Im Burgund sollte es in den nächsten Tagen ausgesprochen schön werden.
Der Jingo Wobbly Bourgogne hatte es aus heute nicht mehr nachvollziehbaren Gründen nicht in unser Auto geschafft. Da fiel uns ein, dass Sonja und Andreas gerade im Burgund unterwegs waren. Ein Telefonat später hatten wir uns für den nächsten Tag auf dem Marktplatz von Nolay verabredet.
Und damit war es klar: Wir würden wieder in Cormot klettern und dem Gebiet damit eine zweite Chance geben.
Die beiden hatten den Burgund-Kletterführer dabei und wir ergänzten unsere Topo-Auswahl mit dem lokalen Kletterführer des französischen Alpenvereins in der örtlichen Touristeninformation.
Die Tatsache, dass daraus ein Beitrag wurde, zeigt, dass Cormot seine Chance genutzt hat. Ich würde sogar so weit gehen: Ich bin jetzt ein Cormot-Kletter-Fan.
Klettern im Burgund – Cormot
Damit stehen auch mindestens zwei Kletterführer zur Verfügung: der France Roc 1 – Bourgogne vom Verlag Jingo Wobbly und der “Topo Escalade en Bourgogne Cormot Le bout du monde” vom Club alpin francais.
Ich bin eine große Befürworterin Befürworterin der Unterstützung der lokalen Kletterinfrastruktur, daher lautet meine Empfehlung: Auch wenn man den Jingo Wobbly schon hat, sollte man sich den Cormot-Kletterführer vor Ort kaufen.
Tatsächlich haben wir an der Wand hauptsächlich mit dem lokalen Führer gearbeitet. Die Schwierigkeitsgrade in den beiden Büchern weichen teilweise voneinander ab und wir haben uns auf die lokale Expertise verlassen.
An der bis zu 40 Metern hohen Hauptwand von Cormot, dem Falaise de Cormot, befinden sich fast 200 Routen von 3c bis 7c+ mit einem Schwerpunkt im 6. Franzosengrad an den überwiegend nach Süden ausgerichteten Wänden.
Der kleinere Sektor Gateau, der vom gleichen Parkplatz erreichbar ist, bietet weitere rund 50 Routen von 3c bis 7b+mit einem Schwerpunkt im 5. Franzosengrad. Da hier an Blöcken geklettert wird, hat man die freie Wahl zwischen Schatten und Sonne. Die Routen sind hier maximal 20 Meter lang.
Gerade in den moderaten bis mittleren Schwierigkeitsgraden gibt es kürzere Routen im Angebot, aber auch viele längere Routen von 25 bis 40 Metern, wie ich sie gerne klettere.
Die Absicherung ist aus norddeutscher Perspektive als gut zu bezeichnen.
Cormot bietet also wirklich genug, um sich klettertechnisch auszutoben. Meine Empfehlung ist auf jeden Fall die Hauptwand mit ihrem riesigen Angebot und der lieblichen Lage im Wald.
Die formal 15 Sektoren der Hauptwand wirken eher wie ein einziger Sektor, da sie innerhalb der Wandstruktur ineinander übergehen. Teilweise sind die Routennamen an den Wänden zu lesen, aber auch sonst sind die Routen aufgrund des Fototopos leicht zu finden und die Orientierung ist einfach.
Der kleinere Sektor mit den leichteren Routen, Gateau, ist in vier Sektoren unterteilt: eine Art Amphitheater und drei Blöcke, die meist von mehreren Seiten bekletterbar sind.
Am Parkplatz muss man sich entscheiden, ob man an der Hauptwand oder am Gateau klettern möchte. Ein späterer Wechsel ist jedoch jederzeit möglich.
Klettern in Cormot – Fazit
Am letzten Tag haben wir genau das gemacht, wir kletterten zum Abschluss noch ein paar Routen im Gebiet Gateau.
Mein Fazit ist jedoch, dass ich mich beim nächsten Mal auf die Hauptwand von Cormot, la Falaise, konzentrieren werde.
An der Hauptwand gibt es tolle lange Routen, teilweise an senkrechten Wänden, leichte Überhänge und Verschneidungen – das volle Programm. Auch wenn einige Routen schon deutliche Gebrauchsspuren aufweisen, haben sie nichts von ihrem Charme verloren. Und die Auswahl ist so groß, dass man von den offensichtlichen Linien leicht auf andere, ebenfalls schöne Routen ausweichen kann.
Wahrscheinlich haben wir uns in dieser Viererkombination mit Sonja und Andreas mehr Zeit gelassen, oder es waren einfach vier Menschen, die sich immer wieder Kletterziele gesetzt haben. So hing immer irgendwo ein Seil und die anderen konnten entscheiden, ob sie die Route auch noch klettern wollten.
Auf jeden Fall entdeckten wir plötzlich Routen, die uns bei unserem ersten Besuch einige Jahre zuvor entgangen waren.
Da Andreas stärker klettert als Achim, hatte Achim die Möglichkeit, einige anspruchsvolle Routen im Toprope zu klettern. Das hat vor allem für uns die Auswahl enorm vergrößert.
Aber auch Andreas und Sonja waren begeistert von der tollen Atmosphäre, den langen Routen und der guten Gesellschaft.
Wir kommen alle wieder!
Hardfacts für eilige Leser
Kletterführer: Einen guten Überblick bietet der Bourgogne-Kletterführer vom Jingo Wobbly-Verlag. Vor Ort kann in der Touristeninformation in Nolay zusätzlich de “Topo Escalade en Bourgogne Cormot Le bout du monde” des club alpin franais der Sektion Chalon sur Saone gekauft werden. Was nicht nur eine gute Unterstützung der lokalen Kletterer, sondern auch eine sinnvolle Topo-Ergänzung ist.
Material: Absicherung ist gut. Es lohnt sich, viele Exen an den Fels zu schleppen. Die Seillängen sind mit bis zu 40 Meter angegeben, also ruhig ein langes Seil einpacken und beim Klettern auf die indiviudelle Länge achten.
Zustieg: Der Zustieg ist eine angenehme Wanderung und dauert je nach Sektor 5 bis 20 Minuten.
Unterkunft und Verpflegung: In Nolay gibt es zwei Campingplätze sowie einige kleinere Unterkünfte. Selbstversorgung ist dank großem Supermarkt und Bäckerei möglich. Es gibt einige Restaurants, aber nicht an jedem Wochentag findet sich eine geöffnete Alternative.